Zwischen alten Streuobstbäumen steht auf einem
ehemaligen Hopfenacker im Nürnberger Stadtteil Brunn das Wohnhaus der Familie
Herbert und Anita Zederer. Das vor 20 Jahren konventionell erbaute Wohnhaus
wandelte sich in den letzten 4 Jahren zum Solarhaus. Wegen der ausgesprochen
sonnigen Lage - Südhang, unverbaute Nachbargrundstücke -war es
naheliegend, die Sonnenenergie zu nutzen, aktiv wie passiv.
Als weitere Energiequelle dient Brennholz aus
dem umliegenden Lorenzer-Reichswald.
Holz ist bekanntlich ein nachwachsender Rohstoff, hat eine ausgeglichene
CO2-Bilanz und speichert letztendlich Solarenergie.
Aktive Solarenergienutzung:
PV-Anlage:
Nürnberg hat die kostendeckende Vergütung für
die Netzeinspeisung von Solarstrom nach dem Aachener Modell eingeführt. Dies war
Voraussetzung für die Entscheidung der Fam. Zederer zur Installation einer 1,1
kWp- PV-Anlage. Die Stadtwerke Nürnberg verpflichten sich vertraglich für eine
Zeitdauer von 20 Jahren den solar-erzeugten Strom für 1,89 DM pro
eingespeister kWh zu vergüten;
dies gilt für PV-Anlagen, die 1997 ans Netz gehen.
Wichtig zu wissen: In Nürnberg werden 100%
des erzeugten Solarstroms eingespeist und somit vergütet, der Eigenverbrauch von
Strom wird zu normalem Haushaltstarif abgerechnet.
Zudem bietet die Firma Siemens auf die Solarmodule 25
Jahre Leistungsgarantie, die Risiken des Projekts sind somit
überschaubar.
Die Dachneigung
nach Süden beträgt 25 Grad (ideal wären 30 Grad). Durch besondere Konstruktion
der Montageelemente ist eine nachträgliche Änderung des Neigungswinkels der
Solarmodule nach Süden - z.B. monatliche Anpassung - jederzeit möglich. Von
darüberliegenden Dachfenstern aus können im Winter PV-Module und
Sonnenkollektoren von Schnee befreit werden.
Wintergarten:
Beim angegebauten Wintergarten wird die Dachneigung von
25 Grad beibehalten, somit ist ein harmonischer Übergang vom Haus zum
Wintergarten vorhanden.
Die
Wohnräume des Hauses in Keller und Erdgeschoss sind durch Schiebetüren vom
Wintergarten getrennt. So kann manuell der Wärmestrom gesteuert
werden:
In der Übergangszeit
werden die Wohnräume vom Wintergarten mit Sonnenwärme geheizt (Treibhauseffekt),
große Speichermasse von Fußboden und Wänden halten die Wärme und geben sie
zeitverzögert ab.
In den
Wintermonaten wird die Temperatur des Wintergartens auf minimal ca 5 Grad
Celsius gehalten, um die Citrus- und Bananenbäume (Früchte!) ebenso wie die
Heizung vor Frostschäden zu bewahren; die Schiebetüren zu den Wohnräumen sind
geschlossen und verhindern deren Auskühlung.
Der Wintergarten dient jetzt als Pufferzone zwischen
klirrender Kälte draußen und den Wohnräumen drinnen.
Grundofen:
Wärmster Punkt im Haus ist der Grundofen im Wohnzimmer,
durch seine Wärmestrahlung die angenehmste Wärme im Haus. Zwei mal am Tag - am
Morgen und am späten Nachmittag- wird der Grundofen angeschürt, dann strahlt er
wegen seiner großen Speichermasse Tag und Nacht Wärme aus.
Die Wärmeversorgung für das restliche Haus
übernimmt ein moderner Niedertemperatur-Ölheizkessel
mit lediglich 6% Abgasverlusten.
Holzherd:
Im Keller wird auf einem Holzherd gekocht, Früchte
eingemacht, Bienenwachs eingeschmolzen oder in der Backröhre Brot oder Pizza
gebacken. Herdplatte und Ofenrohr strahlen eine angenehme Hitze ab und machen in
diesem Raum eine weitere Heizung überflüssig. Der
langflammige Brennstoff Holz heizt die Backräume auf bis zu 300 Grad
Celsius auf, optimal zum Brot- und Pizzabacken.
Ein weiterer Vorteil des Holzherdes ist die große
Herdplatte, mehrere Sachen können gleichzeitig darauf gekocht werden. Die
Holzasche ist wertvoller Dünger für Obstbäume und Gemüse.
Wärmedämmung:
Die Dachschrägen wurden mit einer 20cm starken
Schüttung Climacell (Zellulose, Altpapier) wärmegedämmt. Der Aufbau ist nach
außen diffussionsoffen, d. h. in der Wärmedämmung entstehendes Kondensat kann
nach außen abtrocknen.
Die
Dachräume sind somit niedrigenergiemäßig ausgelegt.
Solar-Wäschetrockner:
Was früher in jedem Haushalt
selbstverständlich war, wird im Hause Zederer immer noch
praktiziert:
Die Wäsche wird
von Sonne und Wind getrocknet und keine kostbare elektrische Energie hiermit
vergeutet.
Zukunftsperspektive:
Wenn in 20 Jahren der Einspeisevertrag mit
der EWAG ausläuft, wird die PV-Anlage im Inselbetrieb gefahren. Die Problematik
mit der Stromspeicherung dürfte dann doch wohl zufriedenstellend gelöst
sein.
Für die Imkerei wird in
der nächsten Zukunft ein Solar-Wachsschmelzer gebaut.
In Entwicklung ist derzeit eine solarbetriebene
Regenwasser-Toillettenspülung.
Herbert Zederer